Die Sparda-Bank Berlin eG begeht 2015 ihr 25. Jubiläum. Dabei bezieht sich die Bank auf ihre Umwandlung aus der Reichsbahnsparkasse der DDR im Wendejahr 1990. Ihre tatsächlichen Wurzeln reichen derweil trotz eines DDR-typischen Bruches vielfach bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, teilweise sogar bis 1875 zurück. Das geht aus Stammbaum-Recherchen hervor, die das GeschichtsKombinat für die heute mitgliederstärkste Genossenschaftsbank Deutschlands durchgeführt hat.
Als besonders spannend erwies sich dabei die Geschichte des bereits 1875 in Schwerin gegründeten „Spar- und Vorschuss-Vereins für die Beamten der Mecklenburgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn“. Zu Beginn der 1920er Jahre wollten Bahnverwaltung und Bahnbeschäftigte den Verein in eine Genossenschaft umwandeln. Allerdings wollte man vorhandene Verluste nicht den neuen Genossenschaftsmitgliedern zumuten. Daher schloss man die alte Kasse, gründete aber noch am gleichen Tag eine neue „Eisenbahn-Spar- und Darlehnskasse Schwerin eGmbH“. Diese sollte den Geschäftsbetrieb „in allen Zweigen in der gleichen Weise wie bei der alten Kasse weiter“ führen.
Zu einem weiteren Bruch kam es 1945 mit den zum Ende des Zeiten Weltkrieges in der Sowjetischen Besatzungszone angeordneten Bankenschließungen. Ein Jahr später wurde den Reichsbahnsparkassen die Neuaufnahme ihres Geschäftes jedoch wieder gestattet. Dabei sollten sie ausdrücklich die Einrichtung der geschlossenen Kassen übernehmen und zudem die Rückzahlung der von den regionalen Vorgängern ausgegebenen Darlehen organisieren.
Wegen dieser beiden Brüche kann man bei der Sparda-Bank Berlin heute zwar nicht von einer durchgängigen Rechtsnachfolge seit 1875 sprechen. Bei genauer Betrachtung der Umstände sowie der zeitlichen Nähe von Auflösung/Schließung und Neugründung ist es aber sicherlich nicht falsch, der Bank eine Tradition zuzusprechen, die bis 1875 zurückreicht. Damit erfährt der allgemein verbreitete (und wohl auf der direkten Rechtsnachfolge beruhende) Fakt, die älteste deutsche Sparda-Bank wurde 1896 gegründet, eine sicherlich interessante Ergänzung.
Nachtrag: Basierend auf den Ergebnissen der Archivrecherchen entstand eine Sonderausgabe der „Blätter für Genossenschaftsgeschichte“ (BfGG Nr. 5, Juli 2015) zur Entwicklung der deutschen Eisenbahner-Spar- und Darlehnskassen am Beispiel der Sparda-Bank Berlin.
(ENDE) geschichtskombinat.de/03.07.2015